Am Wochenende habe ich von Conny folgende Nachricht erhalten.
Ich hatte gerade den größten Schock meines Lebens. Jemand hat Doris Himbeeen rausgerissen, die ich in ihrem Andenken weiterpflegen wollte. Ich könnte heulen. Dieses F…. Haus.
Muss die ganze Zeit heulen. Gerade kommt alles wieder hoch.
Was war passiert?
Letztes Jahr ist Doris gestorben. Vor sechs Wochen war ihre Beerdigung. Für uns alle ein harter Schock. Noch heute beim Heimkommen hat man immer das Gefühl: Da müsste sie gleich aus der Tür kommen.
Mit der Trauer geht jeder anders um. Conny hat sich mental des Himbeerstrauchs angenommen. Jener Strauch, der die kleine Ecke Chaos in unserem aufgeräumten Garten stiftet, für den Doris sich so sehr eingesetzt hat. Connys Ziel war es, den Strauch weiter zu pflegen und mit jeder kleinen Himbeere sich an Doris zu erinnern. Für sich und für die Kinder. Ein kleiner Stein, der bemalt werden sollte und als Erinnerung dienen, war auch schon organisiert. Das Gartenwerkzeug auch.
Und als sie jetzt runterkam, war der Himbeerstrauch rausgerissen. Weg. Nur ein leeres Beet.
Conny schlief eine Nacht drüber und hing einen Zettel an das schwarze Brett
Die Antwort dauerte nur einen Tag. Deutlicher kann sie nicht sein.
Aber die Antwort kam scheinbar nicht vom Täter. Der Täter stellte sich am Abend. Es war Gero Wodli.
Sein wichtigster Punkt war: Ich habe den Zettel nicht zerrissen. Dieser Akt war selbst ihm peinlich.
Aber er hat die Himbeeren rausgerissen. Das war ihm nicht peinlich Er fühlt sich damit vollkommen im Recht. Himbeeren unterwandern die anderen Beete. Die müssen raus. Die Einsicht, dass er das nicht machen darf, fehlte völlig. Die Einsicht, dass er damit andere verletzte, fehlte auch. Über die Tatsache, dass die Stöcke jetzt Horst gehören, hatte er wohl überhaupt nicht nachgedacht.
Der Anstand, sich dafür zu entschuldigen, fehlte auch. Keine Spur von Reue. Er wollte auch nicht einmal es direkt Conny beichten.
Ich rang nach Worten. Nach Worten, die klar sagen was ich denke ohne dass sie Straftatbestande der Beleidigung erfüllten. Wir wollen uns nicht auf dieses Niveau begeben. Und während ich da stand, sagte er nur, meine Meinung interessiert ihn eh nicht und ging.
Das Feedback von Frau Bruns, die uns deutlich den Rücken stärkte, führte zu folgender Antwort:
Guten Tag,
am Sonntag hat meine Frau folgenden Text an die Pinnwand im Haus gehängt.
Unfassbar; was für ein Mensch muss man sein?
Die Himbeeren, die die verstorbene Doris Kramer gepflanzt hatte, wollte ich in Ihrem Andenken weiterpflegen. Ich habe mir dazu sogar Gartengerät besorgt, um dem Wildwuchs Herr zu werden. So war es mit Horst Ullrich abgesprochen. Die Pflege hätte gerade beginnen sollen.
Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass hier mal wieder einmal eine absolut egoistische Hand am Werk war und alles rausgerissen hat.; ohne Absprache und ohne Nachfrage. Ich hoffe derjenige hat wenigstens genug Courage sich zu melden und um Entschuldigung zu bitten. Verzeihen werde zumindest ich das niemals. Eine neue Bepflanzung kann nie zurückbringen, was derjenige genommen hat.
Gruß
Cornelia Gebek
Einen Tag später hing der Zettel in kleine Teile zerrissen unlesbar an der Pinnwand.
Derjenige, der die Himbeeren unrechtmäßig und ohne Absprache, rausgerissen hat, hat sich mittlerweile gemeldet. Dazu gehört Mut. Das erkenne ich an.
Was er nicht gezeigt hat, ist Einsicht. Zu erkennen, dass seine Tat falsch war. Zu erkennen, dass er nicht das Recht dazu hatte die Pflanzen einfach rauszureißen. Er glaubt immer noch im Recht zu sein. Er glaubt, er darf die Erinnerungen an Frau Kramer einfach vernichten. Er tut so, als ob die Stöcke jetzt herrenlos wären, wohlwissend dass Frau Kramer einen Lebensgefährten hatte. Wir erinnern uns ja alle an die Diskussion um die Müllgebühren pro Kopf und die Anzahl der Bewohner pro Wohnung. Aber aus welchem Motiv heraus die Aktion auch erfolgte, so bleibt es immer Sachbeschädigung.
Und was der Täter überhaupt nicht gezeigt hat, ist Anstand. Wenn ich etwas tue, dass andere verletzt, dann sollte man den Anstand haben sich dafür zu entschuldigen. So habe ich das gelernt. Ich denke es ist sehr deutlich geworden, dass die Tat meine Frau mehr als getroffen hat. Im menschlichen Miteinander gehört es dazu sich persönlich zu entschuldigen. Zumindest solange die Tat nicht pure Absicht war.
Was derjenige aber nicht gemacht hat, ist den Zettel zu zerschneiden. Das war ihm wichtig zu betonen. Und nur das war ihm wichtig. Er will nicht, dass die Leute glauben, er würde sowas tun.
Das bedeutet aber, dass es noch eine zweite Person im Haus gibt, die scheinbar keinen Anstand und Einsicht hat.
Dieses Mail kann der Täter nicht anonym zerschnippeln.
Wir werden das Beet neu bepflanzen und es werden wieder Himbeeren sein.
Mit freundlichen Grüßen an alle Miteigentümer, abgesehen von den zwei oben erwähnten Personen.
Andreas Gebek
0172 8639641
06105 3401345
andreas@gebek.de
Pieter-Valkenier-Allee 5
64546 Mörfelden-Walldorf
Jetzt warten wir was passiert……